Aufbau der Wappen
Schild
Ein einfarbiger Wappenschild kann schon ein vollständiges
Wappen sein. Dieses ist jedoch ungeeignet, um die vielfältigen
Standesattribute und Familienbeziehungen der Wappeninhaber auszudrücken.
Sehr einfache Wappen finden sich nur bei alten und verallgemeinernden
Wappen wie den Schilden der schweizerischen Landsmannschaften. In die
Wappenrolle eingetragen wird dagegen ein Vollwappen, das mindestens einen
Schild mit umgebenden Standeszeichen beinhaltet. Bei Rittern sitzt regelmäßig
auf dem Schild ein Helm, bei Städtewappen dagegen regelmäßig eine
Wappenkrone. In seltenen Fällen umfasst das Vollwappen mehrere
Wappenschilde, mehrere Helme, Wappenträger und Spruchbänder.
Ergänzungen
Der aufliegende Helm mit aufsitzender Helmzier (Kleinod)
und umgebenden Helmdecken ist die häufigste Ergänzung eines
Wappenschildes zum Vollwappen. Sie repräsentieren den festlichen Auftritt
des Ritters beim Einzug zu einem Turnier. Das nicht blasonierte
Halskleinod an einem Helm drückt die Mitgliedschaft in einer
Turniergesellschaft aus, und erscheint nicht bei bürgerlichen Wappen. Ein
Wappen des Hochadels besitzt oft als Zutaten Schildhalter, einen
Wappenmantel bzw. bei regierenden Monarchen ein Wappenzelt. Selbige sind
aber nicht zwingend für ein vollständiges Wappen erforderlich. Das
Fehlen von Helmen drückt regelmäßig den nichtkämpfenden Status des
Inhabers aus, dies hauptsächlich bei städtischen und kirchlichen Wappen.
Schildteilungen
Grundsätzlich kann der Wappenschild durch senkrechte und
waagerechte Linien in Felder aufgeteilt werden. Bei der Einteilung durch
waagerechte Linien wird das obere Drittel als „Schildhaupt“, das
mittlere Drittel als „Mittelstelle“ und das untere Drittel als
„Schildfuß“ definiert. Bei der Einteilung durch senkrechte Linien
wird die (vom Betrachter aus) linke Seite als „rechte Flanke“, die
Mitte als „Herzstelle“ und die (vom Betrachter aus) rechte Seite als
„linke Flanke“ bezeichnet Der Austausch von „rechts“ und
„links“ entsteht dadurch, dass die Wappen aus Sicht des Wappenträgers
beschrieben (blasoniert) werden.
Gestaltung der Schildfläche
Heroldsbilder und gemeine Figuren
Die linearen Einteilungen des Schildes durch gegeneinander
gesetzte Farben und Metalle werden als Heroldsbilder oder Heroldsstücke
bezeichnet. Für diese typisch ist, dass die Linien eines ungegenständlichen
Motivs von Schildrand zu Schildrand gehen.
Der Begriff Heroldsstück wird teilweise parallel dazu
verwendet, dient andererseits aber auch zur weiteren Differenzierung in
die eigentlichen Heroldsbilder, d. h. ein- oder mehrfache
Schildteilungen und Heroldsstücke, d. h. Balken, Schrägbalken, Pfähle,
durchgehende Kreuze u. ä.)
Der Schild kann nicht nur mit geraden Linien in Felder
geteilt werden, sondern auch mit beliebig geformten Schnitten, z. B.
im Wellenschnitt geteilt, im Zinnenschnitt gespalten, ein
Doppelwolkenbord, durch Zahnschnitt abgetrenntes Schildhaupt. Auch diese
rechnen zu den Heroldsbildern.
Gegenständliche Darstellung
Gegenständliche Darstellungen Gegenständliche
Darstellungen nennt man Gemeine Figuren.
Diese Gemeinen Figuren werden wiederum unterteilt in
1. natürliche (das sind zum Beispiel Menschen, Tiere
und Pflanzen),
2. Phantasiewesen wie Fabelwesen oder Mischwesen,
sowie in
3. künstliche, wie Bauwerke, Waffen, Werkzeuge und
weitere Alltagsgegenstände wie z. B. ein Schlüssel, wobei es hier
4. auch unwirkliche Mischobjekte gibt.
Durch die Kombination all dieser Elemente ergibt sich eine
große Vielfalt an Wappenmotiven.
Beizeichen
Beizeichen sind kleinere Zeichen, die in manchen Fällen
auch auf eine bestimmten Person zurückzuführen sind. Der Faden ist ein
schmaler, über den Wappenschild gezogener Schrägbalken, welcher schrägrechts
vom rechten Obereck nach dem linken Untereck gezogen eine jüngere oder
Nebenlinie, schräglinks einen unehelich Geborenen (Bastard, daher
Bastardfaden) aus dem Geschlecht bezeichnet. Wenn der Faden gekürzt wird,
heißt er Einbruch (rechter oder linker) und hat als solcher seine Stelle
im Herzen des Schildes. Viele Wappen – besonders in Spanien, vgl. auch
das portugiesische Staatswappen – haben auch einen kontrastfarbenen
Schildrand, der wiederum mit kleinen Figuren belegt sein kann. Ein
weiteres Beizeichen ist der Turnierkragen, der besonders in der englischen
Heraldik zur Differenzierung von Familienmitgliedern (Markierung des
Erstgeborenen) benutzt wird und beim Antreten der Nachfolge entfernt wird.
Weitere Beizeichen sind zur Unterscheidung der einzelnen Nachkommen eines
Wappenträgers üblich.
Freiviertel
Freiviertel, auch Vierung oder ledige Vierung, ist in der
Heraldik die Bezeichnung für ein kleines, im rechten oder linken Obereck
des Schildes befindliche Feld bzw. Platz ohne Wappenbild. Cave: Nicht
verwechseln mit einem „gevierten“ Schild. In der deutschen Heraldik
ist das Freiviertel selten, ein wichtiges Element ist es dagegen in der
napoleonischen Heraldik in Frankreich.
Blasonierung
Mit Entstehen der ersten Wappenrollen und Wappenregister
entwickelte sich eine Kunstsprache, die Blasonierung, die es möglich
machte, ein Wappen in Schrift und Wort so exakt und knapp wie möglich zu
beschreiben, damit es erkannt und fehlerlos wiedergegeben werden konnte.
Der Ausdruck stammt vom französischen Wort Blason „Wappenschild“.
In ihren Grundzügen entstand die Kunst des Blasonierens ab
dem 13. Jahrhundert und wurde vor allem im 17./18. Jahrhundert
weiterentwickelt. So wie das gesamte Wappenwesen sich Schritt für Schritt
entwickelt und gefestigt hat, entstand – anfangs meist in französisch –
eine fein ausgearbeitete Kunstsprache, die mit ihrem Vokabular gestattete,
mit wenigen Worten eine genaueste Beschreibung der Wappenschilde
abzugeben.
Reihenfolge beim Blasonieren
1. das Feld
2. Das zentrale Stück (Heroldsbild, gemeine Figur)
3. Falls das zentrale Stück mit anderen Objekten
belegt oder verbunden ist, folgen sie direkt im Anschluss
4. Die Beizeichen
5. Mehrere Felder im Schild: Beschreibung erfolgt in der
Reihenfolge der Schildstellen
6. weitere Ebenen
wie Mittelschild oder Herzschild (falls vorhanden) und die Figuren darin
7. das Oberwappen: Helmzier, Helmdecken
8. Prunkstücke wie Schildhalter, Wappensprüche und
gegebenenfalls Wappenmantel
Wappenbeispiele
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